Direktausbildung


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Was heißt Direktausbildung?

Mit dem Begriff Direktausbildung wird die Möglichkeit bezeichnet, die Approbation zum Psychotherapeuten, analog zu der des Arztes vor der Facharztausbildung, durch ein Studium an einer staatlichen Hochschule zu erwerben.

Diese Option wird von Mitarbeitern des BMG gewünscht, da Psychotherapeuten in ihrem Ausbildungsweg dann vergleichbare Bedingungen bekommen, wie die beiden anderen akademischen Heilberufe, Apotheker und Ärzte, haben. Aufgrund dieses politischen Willens gibt es vorläufige, eher als kryptisch zu bewertende Entwürfe für eine Direktausbildung. Einer dieser Entwürfe stammt von der DGPs. Hier ist er einzusehen.

Diese Empfehlung zur Direktausbildung gibt auch das Forschungsgutachten zur Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, welches 2008 vom BMG in Auftrag gegeben wurde.


Wozu eine Direktausbildung?

Welche Veränderungen sind bei der Einrichtung einer Direktausbildung zu erwarten, und welche politischen Konsequenzen lassen sich ziehen?

Gleichstellung mit den anderen akademischen Berufen

  • dass das Erlernen des Berufs des Psychotherapeuten nicht mehr privat finanziert werden muss, sondern staatlich, gesellschaftlich finanziert ist, genauso wie die anderen akademischen Heilberufe. Damit fände bei der Berufsentscheidung keine so starke soziale Selektion mehr statt, der Gleichbehandlungsgrundsatz würde nicht mehr verletzt werden, dass also aus juristischer/politischer Perspektive eine vergleichbare Ausbildungsstruktur anderen Heilberufen gegeben ist. Aus diesem Grunde befürwortet bspw. Verdi die Direktausbildung
  • Es käme zu einer größeren Unabhängigkeit der PiA von den Ausbildungsinstituten. Manche nutzen die Situation der PiA finanziell aus, blockieren Veränderungsbemühungen der Ausbildung und unterstützen ihre Ausbildungskandidaten nur unzurreichend bei der Ausbildung.

Methodenvielfalt an der Uni

  • Über die Approbationsordnung könnten alle wissenschaftlich anerkannten Verfahren an den Universitäten gelehrt werden: Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Psychoanalyse, Gesprächspsychotherapie, systemische Familientherapie. Aktuell ist die VT an der Uni am besten vertreten. Es wäre also ein zu lösende Aufgabe, die anderen Verfahren adäquat an der Uni unterzubringen.
  • Mit einer Akademisierung der Psychotherapie würde das Forschungsvolumen zu Psychotherapie zunehmen, was für eine Entwicklung der Methoden, sowie die Evidenzbasierung der Methoden förderlich wäre.
  • Es wäre zu beachten, dass die Hochschulen eine ausreichende Praxiskompetenz vermitteln, nämlich Selbsterfahrungsgruppen, Behandlung unter Supervision in allen Verfahren, Lehre durch praktizierende Therapeuten und nicht umbedingt durch akademisches Personal.

Aufhebung des rechtlichen Niemandslandes, Klärung der Fördertöpfe

  • Der juristische Status der Psychotherapeuten in Ausbildung wäre eindeutig geklärt, d.h. sie sind während des Studiums und dem Klinikjahr Studenten sind und hätten somit einen Baföganspruch. Dies könnte auch heißen, dass die praktische Tätigkeit während des Studiums, und analog zum ärztlichen PJ unbezahlt absolviert werden müsste.
  • Die Approbation im Zuge des Masters würde eine tarifliche Eingruppierung nach dem Studium begünstigen. Allerdings würde die Direktausbildung keinen Einfluss auf die bestehende Finanzierung der Psychiatrie, die Personalverordnung Psychiatrie und auf den TVöD haben, der bisher keine Psychotherapeuten als Tarifgruppe beinhaltet.
  • KJP und EP wären (Erwachsenenpsychotherapeuten) rechtlich gleichgestellt.

Ausgestaltung des zweiten Teils der Ausbildung

  • Je nach Modell der Direktausbildung müsstsen PiA nach dem Studium eine vertiefende Weiterbildung in einem Verfahren bzw. einem Schwerpunkt (KJP, Erwachsenenpsychotherapie) erwerben. Diese Weiterbildung wäre nach wie vor privat organisiert und privat zu tragen. Es ist also die Frage, wie umfangreich diese Weiterbildung wäre, und ob es ein Modell gibt, auch diese zu vergesellschaften. Eine Möglichkeit wäre die Refinanzieren dieser Weiterbildung über eine Fördertopf, in den alle niedergelassenen Psychotherapeuten einzahlen.
  • Es könnte sein, dass die ambulanten Fälle des zweiten Teils der Ausbildung nicht mehr von Krankenkassen als Ausbildungsfälle finanziert würden, weil es keine „Ausbildungsfälle“ sondern Weiterbildungsfälle im Anschluss an das Studium werden. Dies hängt jedoch sehr von dem konkreten Modell und den konkreten Vereinbarungen mit den Kassen ab und ist sehr hypotetisch. Dies wäre bspw. nicht der Fall, wenn die verfahrensspezifische Ausbildung weiterhin als private Weiterbildung erhalten bliebe, die man macht, nachdem man einen Master in Psychotherapie gemacht hat.
  • Es gibt aktuell universitäre Institutsambulanzen, die nur zu Forschungszwecken Therapien anbieten können. Es gibt die Befürchtung, dass der Ausbau von solchen universitären Ambulanzen das Modell der Ausbildungsambulanzen, die den 100% Satz für Ausbildungstherapien vergütet bekommen, untergraben könnte. D.h., dass die Krankenkassen sich aus der Finanzierung des 2. Teils der Ausbildung herausziehen könnten. Auch dieses Szenario ist eine hypothetische Befürchtung.

Verhältnis Psychologie zu Pädagogik zu Psychotherapie

  • Es käme evtl. zu einer Trennung zwischen dem Beruf des Psychologen und des Psychotherapeuten. Man muss sich früher im Studium, bzw. evtl. vor dem Studium, entscheiden, ob man Psychologe oder Psychotherapeut werden will. Dies hätte den Vorteil, dass man sich früh mit der Therapeuten-Haltung beschäftigen kann. Es ist allerdings noch offen, wann diese Entscheidung ansteht, und wie man auch nachträglich in den Beruf einsteigen könnte.
  • Hier stellt sich auch die Frage, wie der Beruf des KJP angesiedelt und integriert wird, und demnach auch das Pädagogik-Studium. Der aktuelle Entwurf der BPTK sieht einen Ausschluss der Pädagogen vor. Auch, wenn nach dem Modell der DGPs das Psychologie-Studium Voraussetzung für den Therapie-Master wird, werden pädagogische Bachelor ausgeschlossen.
  • Aktive für den Erhalt des Kinder-und Jungendlichen-Psychotherapeuten mit pädagogischer Grundausbildung vernetzen sich hier: http://www.freundedesforschungsgutachtens.de/

Strategien der Mobilisierung

Was ist jetzt eigentlich nötig? Wie könnte Kontakt zu den Studierenden aufgenommen werden, damit sie sich für ein fundiertes Therapie-Studium einsetzen und Optionen und Varianten diskutiert werden?